Sollte die Frau ihren Nachnamen nach Nikah ändern?
Im Islam ist es weder haram (gesetzwidrig) noch erforderlich, dass eine Ehefrau ihren Nachnamen in den ihres Mannes ändert. Um dies besser zu verstehen, muss man zunächst eines der zentralen Ziele (Maqasid) der Scharia verstehen, nämlich die Bewahrung der eigenen Abstammung (Nasab). Die Abstammung zu ändern und sich einem anderen als dem leiblichen Vater zuzuschreiben, ist eine große Sünde im Islam. Der Koran und die Sunnah erwähnen dies ausdrücklich.
Der Gesandte Allahs (Allah segne ihn und schenke ihm Frieden) adoptierte Zayd ibn Haritha (Allah sei mit ihm zufrieden); und entsprechend der üblichen Praxis begannen die Gefährten (Allahs Wohlgefallen auf ihnen) ihn als „Zayd ibn Muhammad“ zu bezeichnen. Als der oben erwähnte Vers offenbart wurde, nannten sie ihn wieder „Zaid ibn Haritha“. Der Vers wurde offenbart, um den Grundsatz festzulegen, dass ein adoptiertes Kind nicht als der wahre Sohn seiner Adoptiveltern betrachtet werden darf.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Verwendung eines Namens oder die Zuschreibung nach dem eigenen Namen, außer dem des Vaters, rechtswidrig ist. Vielmehr verbietet die Scharia, die eigene Abstammung einem anderen als dem leiblichen Vater zuzuschreiben oder zu behaupten, jemand anderes sei der leibliche Vater. Dies ist rechtswidrig, weil es andere in die Irre führt, und beinhaltet auch Undankbarkeit gegenüber den Eltern und die Verweigerung ihres Grundrechts auf Elternschaft.
Daher ist es nicht rechtswidrig, dass eine Frau nach der Heirat den Nachnamen ihres Mannes annimmt, solange sie ihren leiblichen Vater eindeutig anerkennt und ihm die Vaterschaft nicht verweigert. Wenn sie den Nachnamen ihres Vaters behält, ihm aber verbal die Vaterschaft verweigert und andere darüber informiert, dass jemand anderes der Vater ist, dann wäre auch das rechtswidrig.
Es ist auch erwähnenswert, dass viele der Frauen des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) ihren Namen nach der Heirat nicht änderten, darunter Aisha bint Abu Bakir und Khadijah bint Khuwaylid. Die Vorstellung, dass eine Frau bei der Heirat ihren Nachnamen ändern muss, wurzelt daher nicht in der islamischen Tradition, sondern in kulturellen Bräuchen, die von Region zu Region unterschiedlich sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beide Positionen – dass es haram sei oder dass es für eine Frau notwendig sei, den Nachnamen ihres Mannes anzunehmen – falsch sind. Die Entscheidung, ob sie nach der Heirat den Nachnamen ihres Mannes annimmt oder nicht, liegt bei der Ehefrau, solange sie nicht die Vaterschaft für eine andere Person beansprucht.
Referenz: Darul Iftaa